Dieses Festival des Deutschen Whiskys war anders: Dicht an dicht trafen sich über zwei Tage hinweg Aussteller und Besucher in warmer, bayerischer Atmosphäre auf dem Hof und in den ehrwürdigen Gebäuden der Brennerei Schraml zum Genuss. Warum wir dann dennoch von drei Tagen reden? Nun, weil eben An- und Abreisen, vor allem aber Auf- und Abbauten auch dazu gehören. Und an allen Tagen herrschte diese so besondere Stimmung vor, die wir mit einigen, kleinen ausgewählten Schnipseln und Sequenzen nochmals hier aufleben lassen wollen.
Von Patrick Tilke und Heinfried Tacke.
Gab es eine Szene, die wirklich Bände sprach? Die vieles in einem vereinte? Am Samstag gehe ich gegen halb Sieben abends – also absehbar zum Messeschluss – noch einmal hinunter vor den Eingang. Warum? Ich habe es vergessen. Aber genau dort, am Eingang, spricht mich ein älterer Herr aus der Region an und meint zu mir, es wäre ein Jammer, dass wir nicht jedes Jahr wiederkämen. Er und seine Freunde, die mit ihm hier wären, hätten das sehr genossen, aber auch im Ansatz nicht geahnt, wie viel es an deutschen Whisky zu entdecken gäbe. Das würden sie gerne öfter tun.
Könnte ein Feedback bestätigender sein zum neuen Konzept des VDW? Ich würde mal sagen: Alles richtig gemacht!
Als Event mit eigener Zugkraft erwies sich ohne Frage die Vergabe des German Whisky Award. Nicht nur war der Landrat des Landkreis Tirschenreuth zugegen und bestätigte sich als durchaus kundiger Whiskygenießer mit Stehvermögen. Die örtliche Presse nahm sich ebenso die Zeit und berichtete gleich am nächsten Morgen ausführlich – mit entsprechender Wirkung am Samstag . Aber auch das Regionalfernsehen kam zum Messeauftakt und zur Preisvergabe. Überhaupt: Zur Preisvergabe wurden zahlreiche Kameras gezückt. Es wurde allseits viel gelächelt…
In Erinnerung bleibt vor allem aber auch die ausgelassene After-Show-Party für die Preisträger und Aussteller am Freitagabend. Es gab Musik, Getränke, Essen und sogar Whisky-Cocktails im Brennhaus und Gewölbekeller der Stonewood Whisky-Destillerie. Und irgendwie wollten die wohligen Stunden in dieser Runde einfach nicht enden. Für manche soll es sehr früh am Tag geworden sein…
Dafür sorgte der erste Biss in eine der köstlichen Steak-Semmeln aus der Metzgerei Grünbauer am nächsten Morgen für die Wiederbelebung. Kurz gesagt: Eine reine Gaumenfreude. Und das galt für einiges mehr an ihrem umlagerten Stand im Hof der Brennerei.
Doch wer rechnet damit! Angekündigt ist ein Konzert mit einer A capella Gruppe namens Sing Out. Sie gilt als recht bekannt in der Region und soll am Samstagabend die Messe für alle gut ausklingen lassen, nicht zuletzt, damit die Aussteller ungestört abbauen können. Und dann ist der Hausherr Gregor Schraml sogar Teil dieser exzellenten Gesangstruppe. Eine Überraschung und ein Höhepunkt in vieler Hinsicht.
Eindrücklich war aber auch die „bayerische“ Atmosphäre. Diese war nicht nur der Musik der Erbendorfer Turmbläser bei der Preisverleihung sowie der Stadtkapelle Erbendorf geschuldet, die das Weißwurst-Frühstück am Samstagmorgen begleitete. Nein, auch alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Brennerei Schraml zeigten sich in Lederhosen und Dirndl. Das Bild dieser Erbendorfer Tage hätte nicht stimmiger sein können.
Aber es gab auch sonst viele kleine Schnipsel und Sequenzen, die für sich sprachen und einnahmen. Etwa: An einem Stand ploppte plötzlich ein Schwall Rauch aus der Nachbildung einer Pagode auf, der zwei Besucher am Stand von Kymsee Whisky aus Grabenstatt sichtlich überraschte. An vielen Ständen entdecke man zudem die Urkunden, die im Rahmen der erstmaligen Vergabe des German Whisky Award am Freitagabend verliehen wurden. Muss man hinzufügen, dass die prämierten Whiskys in der Regel zu den Bestsellern am Stand avancierten?
Vielfach umringt wurde auch das Fass, hinter dem Sebastian Marder stand, Sohn von Stefan Marder und Gewinner in der Kategorie Best Single Malt Whisky des Jahres 2024, um ihm, dem Junior, vielleicht doch das eine oder andere kleine Geheimnis zu entlocken für den, beim Award am höchsten, bewerteten Whisky. Tja, so kann es kommen. Eigentlich wollte die Brennerei zuerst gar nicht am Festival und anfangs auch nicht an der Verkostung teilnehmen…
Deutscher Whisky, allerdings auch das eine oder andere bayerische Hell, standen natürlich im Mittelpunkt des Festivals des Deutschen Whiskys. Nichtsdestotrotz war auch der Kaffeestand gut besucht. Was zeigte, dass Whisky eine Melange verschiedener Genüsse sein kann.
Immer wieder liefen übrigens Besucher mit einer kleinen Nachbildung der Elbphilharmonie aus Hamburg durch die Gegend. Bei genauerer Betrachtung handelte es sich dabei um eine spezielle Verpackung für den Störtebeker Whisky der Störtebeker Brennerei aus Mönchgut auf Rügen.
An vielen Ständen entdeckte man zudem größere Gruppen, die sich als Club und sonst eine eingeschworene Gemeinschaft eigens zum Festival des Deutschen Whiskys aufgemacht hatten. Darunter markant eine größere Whiskytruppe in dunklen Pullovern mit sichtbar gleicher Schrift, die auffallend oft den Stand von Andreas Kreser und somit von St. Kilian belagerte. Man darf es sich selbst zusammenreimen…
Wem es indes im großen Saal des „Stonewood Warehouse II“ zu warm wurde, der konnte sich mit einem Fläschchen „The Mash“ abkühlen: ein Whisky-Stout mit 7,5 Prozent Alkoholvolumen und die eigentliche Whiskymaische für den Whisky der Märkischen Spezialitätenbrennerei in Hagen. Noch so eine pfiffige Idee unter vielen anderen.
An vielen Ständen sah man übrigens lange Reihen von Abfüllungen. Ein deutliches Zeichen für die gewachsene Vielfalt deutscher Whiskys.
Und neben den Ausstellern kam auch „privat“ das eine oder andere Mitglied des Verbandes Deutscher Whiskybrenner zu Besuch. Wir sichteten zum Beispiel Alexander Plank von der Carl GmbH aus Eislingen bei Göppingen sowie Siegbert Hennig von der Meissener Spezialitätenbrennerei Prinz zur Lippe in Klipphausen (Sachsen).
Bild/Bezugsquelle: Whisky Guide Deutschland (www.whiskyguide-deutschland.de)