Es gab Zeiten, da schien die Brennerei Fettercairn im Dornröschenschlaf zu liegen. Bis sie vor gut fünf Jahren plötzlich fulminant zurückkehrte und mit so manch einer ihrer Abfüllungen für Furore sorgte bei den Single Malt Enthusiasten. 2024 feiert die Highland Brennerei nun ihr stolzes 200-jähriges Jubiläum und rückt gezielt ihre Core Range in den Fokus. Eine Würdigung.
Alles geht auf das Jahr 1824 zurück. Gründer Sir Alexander Ramsey nutzte als einer der ersten Unternehmer den frisch erlassenen „Excise Act“, um das Destillieren in Aberdeenshire aus der Illegalität zu führen. Fettercairn darf so für sich in Anspruch nehmen, eine der ältesten lizensierten Brennereien Schottlands zu sein. Und im ruhigen Fahrwasser des 19. Jahrhunderts geht diese Gründung auch ohne große Vorkommnisse ihren weiteren Gang. Man besaß sogar zwischenzeitlich eine familiäre Verbindung zum britischen Premierminister Gladstone im Laufe dieser Jahre.
Tropisch-fruchtige Whiskys aus Aberdeenshire
Das 20. Jahrhundert zeichnet dann indes zunehmend Wechsel der Besitzverhältnisse in die Annalen ein. Fettercairn bleibt dennoch immer eine Brennerei, die sich wieder und wieder zielgerichtet neu zu erfinden weiß. Markant und einzigartig sind so die Kühlringe an den vier Brennblasen, mit denen der bereits flüchtige Spirit nochmals abgekühlt wird während des Destillationsvorgangs. Es bringt eines der wesentlichen Merkmale der Malt-Whiskys von Fettercairn hervor: ihren leichten, tropisch-fruchtigen Charakter als Stil des Hauses. Aber genauso gehören die 14 Warehouses zur ureigenen DNA von Fettercairn. Dort schlummern viele alte Schätze, die nur in die richtigen Hände geraten müssen.
Typen, großes Erbe, Neugierde und Fantasie
Ein gezielter Schwenk in unserer Würdigung, der uns die Gelegenheit gibt, auf Stewart Walker zu sprechen zu kommen, der seit 2015 die Distillery als ihr Manager führt. Mit ihm, der seit 1990 von der Pike auf nahezu alle Jobs und Aufgaben der Brennereien durchlaufen hat, kommt der frische Spirit und ergo Schwung zurück nach Fettercairn. Stewart Walker, ein ehrlicher, bodenständiger Typ, den man schlicht mögen muss, bringt es so auf den Begriff:
„Bei Fettercairn sind wir ständig neugierig und suchen nach neuen oder anderen Wegen, um Dinge zu verwirklichen. Das war schon immer so, und diese Einstellung hat sich im Laufe der Jahre ganz natürlich weiter vererbt. Wir sehen Fantasie als Möglichkeit und als etwas, das es zu fördern gilt, und ich glaube, das spiegelt sich in unserem Whisky wider.“
Stewart Walker, Distillery Manager bei Fettercairn
Eindrucksvolle Core Range
Womit sich unser Blick auf die Core Range von Fettercairn lenkt. Dessen Einstieg bildet der 12-jährige Single Malt, mit 40% Alkoholvolumen bewusst ein sanfter Einstieg in die Range, weil sich schon in diesem Whisky die ganze Essenz dieser Brennerei aus den östlichen Highlands zeigen darf: weich-fruchtig und Nektarinen-süß mit subtilen Noten der dunkleren Art (wie etwa Kaffee und Nelke), begleitet von einem Hauch von Ingwer und dabei anhaltend in seinem geschmeidigen Angang. So beginnen große Geschichten.
Ganz im Stile des Hauses
Die sich ergo fortsetzt mit dem 16-jährigen Single Malt von Fettercairn, der ab diesem Jahr mit 46% Alc. Vol und einem Finish in Ex-Bourbon Fässern an den Start geht. „Whisky Maker“ Gregg Glass und Stewart Walker haben sich dafür entschieden, um wieder mit viel Ausdruckskraft auf den so eigenen, tropisch-fruchtigen Stil des Hauses rekurrieren zu können. Die Taste Notes zu diesem Whiskys lesen sich wie eine wahre Verführung: „Gegrillte Ananas- und Vanillenoten weichen der Passionsfrucht, reichhaltigem Honig und Turkish Delight, mit einem Abgang aus Mandarine, Kakao und saftigem Ingwerkuchen.“
Plus nachhaltiges „Scottish Oak Programm“
Höhepunkt ist aber ohne Frage der Fettercairn 18 Years mit 46,8% Alkoholvolumen, der in 100 Prozent schottischer Eiche reift. Es ist der erste Release aus dem preisgekrönten „Scottish Oak-Programm“, das vom bereits erwähnten „Master Whisky Maker“ Gregg Glass geleitet wird. Das neue Programm wurde ins Leben gerufen, um eine Kreislaufwirtschaft für die gesamte Whiskyindustrie zu schaffen, in der lokale und nachhaltig beschaffte Eiche aus der Heimat für die Whiskyherstellung verwendet werden kann. Der Fettercairn 18 selbst zeichnet sich durch einen exotischen Geschmack aus mit den typischen Anklängen an tropischen Früchten. Sirupartige Intensität spielen mit hinein, aber auch eine schöne Würzigkeit, dazu Brioche und sanfte Hinweise auf Beerenfrüchte, die dann im Nachhall zu etwas Kakao und sanfte Vanille überleiten.