1. Festival des Deutschen Whiskys auf Burg Scharfenstein

Von Patrick Tilke

Am Wochenende vom 28.-29. April 2022 fand erstmals das „Festival des Deutschen Whiskys“ des Verbands Deutscher Whiskybrenner (VDW) e.V. auf der Burg Scharfenstein bei Leinefelde in Thüringen statt. Insgesamt 30 Brennereien präsentierten eine große Vielfalt an Deutschem Whisky.

Schon der Kick-off zum 1. Festival des Deutschen Whiskys war von einem feierlichen Moment geprägt. Denn keine geringeren als die Ehrengäste Bodo Ramelow, Thüringens Ministerpräsident sowie Marko Grosa, Bürgermeister von Leinefelde-Worbis hielten zur Eröffnung des Festivals eine informative wie persönliche Rede darüber, wie es zu diesem besonderen Tag gekommen war, an dem das 1. Festival des Deutschen Whiskys – organisiert vom Verband Deutscher Whiskybrenner (VDW) e.V. – auf der Burg Scharfenstein in der geografischen Mitte Deutschlands eröffnet werden sollte.

Der VDW selbst hatte genügend Anlass dazu, ein solches Festival durchzuführen. So wurde der Verband 2012 in Bad Kötzting noch mit 12 WhiskybrennerInnen gegründet, mit dem Ziel, eine Gemeinschaft für den Deutschen Whisky zu gründen, in welcher er fortan weiter gedeihen konnte. Heute umfasst er ganze 48 Mitgliedsbrennereien sowie sieben Fördermitglieder. Zum Zeitpunkt des Festivals passend feiert der VDW im Jahr 2022 zudem sein 10-jähriges Bestehen. Umso mehr ein Grund, dies einmal in gemeinsamer Runde gebührend zu zelebrieren und den Deutschen Whisky in Hülle und Fülle zu präsentieren.

Organisiert wurde das Festival vom VDW unter Vorsitz der derzeitigen Präsidentin Michaela Habbel aus der Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel, Sprockhövel, Vizepräsident Severin Simon aus der Feinbrennerei Simon’s in Alzenau OT Michelbach und dem eigens dafür gebildeten Messe-Ausschuss aus weiteren Mitgliedern des VDW in Zusammenarbeit mit Bernd Ehbrecht. Ehbrecht ist Inhaber der Brauerei Neunspringe (www.brauerei-neunspringe.de) sowie der Whiskybrennerei Number Nine Spirituosen-Manufaktur GmbH in Leinefelde-Worbis und ebenso Mitglied des VDW. Seit einigen Jahren ist er zudem „Burgherr“ der Burg Scharfenstein in Leinefelde OT Beuren.

Aus allen Winkeln des Landes auf die Burg

Ergo kam die hochmittelalterliche Burg als Austragungsort für das Festival gut gelegen. Zudem wurde sie durch die Stadt Leinefelde-Worbis gemeinsam mit Ehbrecht erst vor einiger Zeit vollständig saniert und um eine Whisky Welt erweitert – u.a. mit einem Whisky Kino, einem Shop, in dem auch die Abfüllungen von The Nine Springs geboten sind und einem regelmäßigen Programm an Tastings im gemütlichen Gewölbekeller oder z.B. in besonderer Form als Whiskywanderung. Auch ein Boutique Hotel mit 18 Zimmern, ein Restaurant und ein Ausflugslokal mit weitem Blick über die Thüringer Landschaft ist geboten.

In den Räumlichkeiten, genauer im Festsaal, der Tenne, im Standesamt und der Kapelle als auch im Innenhof der Burg kamen so 30 von 48 Mitgliedern des VDW u.a. aus dem Schwarzwald, dem schwäbische Hochland, das tiefe Bayern und dem mittleren Westen, dem Osten oder von Wismar an der Ostsee zusammen, um ihr Angebot an deutschen Whiskys einer wachsenden Fangemeinde vorzustellen. Von Beginn an lag damit ein besonderer „Profilduft“ in der Luft, der schon erahnen ließ, welche vielfältigen und gewachsenen Qualitäten man von den heimischen Whiskymachern erwarten konnte.#

Ebenso kamen die Whiskyfans aus zahlreichen Regionen Deutschlands auf die zentral im Herzen Deutschlands gelegene Burg mit weitem Ausblick über Thüringen und nahmen dafür teils hunderte Kilometer Anreise von Berlin, Hamburg und vielen weiteren Städten kommend in Kauf. So war der Freitagnachmittag zwar noch von ruhigen Momenten geprägt. Umso mehr konnte man sich gemeinsam eintakten. Doch bereits ab Samstagmittag erfuhren die Stände derart regen Zulauf, dass sich an den Ständen teils lange Schlangen bildeten, die allesamt mit Drams und Bottlings versorgt werden wollten.

Viele Q&As zum Deutschen Whisky

Belohnt wurde man auch damit, dass man die Brau- und BrennmeisterInnen der Whiskys in stimmungsvollster Atmosphäre einmal ganz persönlich und im direkten Gespräch kennenlernen konnte. Da wurde schnell klar, dass es sich bei ihnen um echte Charakterköpfe handelt, die für ihren hausgemachten, deutschen Whisky voll einstehen. Ebenso stellten sie sich den vielen Fragen der Whisky Fans: Wo kommt der Whisky her, wie und mit welchen Malzen wird gebraut und destilliert, wie wird gereift und welche Qualitäten gibt es? Das erlebt man, meine ich, bei anderen Whiskymessen schon lange nicht mehr in dieser Konzentration.

Viele Whisky Fans zeigten sich zudem überrascht ob der ausdrucksstarken Qualität vieler Whiskys – trotz des noch „relativ“ jungen Alters von durchschnittlich fünf bis acht Jahren – mit Spitzen von bis zu 12 Jahren Reife. Reges Interesse herrschte zudem daran, mehr über die Geschichte und die Produktionsarten des Deutschen Whiskys im Allgemeinen zu erfahren. Alles in allem spürte und sah man an den vielen zufriedenen Besuchern der Messe, wie groß das Interesse am Deutschen Whisky mittlerweile geworden ist und welche Qualität er zu leisten vermag.

Neben den Brennereien präsentierte auch der VDW weitere Abfüllungen von den 48 Mitgliedern des Verbands an einem eigenen Stand. Petra Milde betreute dabei kompetent das Angebot und fand noch für jeden Geschmack den passenden Tropfen. So wollte es der oder die eine eher mild, süß und trocken, andere wollten wiederum kräftige, intensive oder rauchige Sorten auf den Gaumen bekommen. Der Stand bot sich daher bestens als Startpunkt an, um, auch mit dem gebotenen Informationsmaterial, ganz unverfroren in die deutsche Whiskywelt hineinzuschnuppern und erste Qualitäten für sich zu entdecken.

Passende Whiskys für jeden Geschmack

Darüber hinaus luden zahlreiche Tastings und Battles der Brennereien dazu ein, ihre Whiskys noch genauer kennenzulernen. Ein Tasting mit dem Titel „Deutscher Whisky lässt den Rauch rein“ von Petra Milde sorgte zudem für vielerlei Einsichten zum Thema Rauch im deutschen Whisky – darunter mit dem Baltach Wismarian Peated, Torf vom Dorf, St. Kilian Grave Digger und dem Hillock Peated 5¾. In zwei Masterclasses, angelegt als „Round Trip“ führte ich selbst in ausgewählte Qualitäten der deutschen Whiskywelt ein – in Form einer blind durchgeführten Verkostung mit dem Ziel der Aromenschulung.

Solch eine Schulung ist meines Erachtens auch nötig, denn das Angebot an deutschen Whiskys ist mittlerweile umfangreich. Entdecken kann man Ex-Bourbon gereifte Wheat Malts (u.a. Schlitzer, Stonewood), Malt Sherrypralinen (u.a. Gilors Sherry Duett, The Nine Springs oder der aktuelle Fading Hill mit anteilig Moscatel), Malts aus Rohstoffen wie Dinkel oder Emmer (u.a. finch Dinkel Port), eine diverse Bandbreite an Peated Malts (u.a. Baltach Wismarian Peated), Malts mit besonderen Finishes oder auch aufwändig vermählte Single Malts aus verschiedenen Fässern (u.a. Fading Hill, St. Kilian).

In der blinden Verkostung konnte man so allerhand Aromen entdecken – z.B. wurde Bananensplit und Kaffeelikör im Stonewood Bavarian Woaz entdeckt. Tatsächlich bietet der Wheat Malt teils kräftige Bananen- und Schokoladennoten. Auch die Sherry Malts überzeugten rundweg. Beim Thema Rauch (u.a. St. Kilian Signature EIGHT mit anteilig Akazie) versanken ganze Tische im Gebrabbel. Auch der Schlitzer Single Grain -smoky- sowie der Thousand Mountains McRaven CS (Ex-Wein und -Bourbon) sorgte für Erstaunen und Anerkennung. Ein Schmankerl war der Simon´s Bavarian Whisky is Art (Triple Sec Cask Finish).

Rund um das deutsche Whisky Making

Ebenso beförderte das weitere Bildungsprogramm die gewonnen Erkenntnisse. Wer z.B. mehr über die Rohstoffe für den deutschen Whisky erfahren wollte, konnte bei der Firma Weyermann Spezialmalze aus Bamberg (www.weyermann.de) viel über Malzqualitäten lernen – über 50 Sorten listet das Angebot in über einem Dutzend Kategorien: von Standards, Spezial-, Rauch- und Roggenmalzen bis hin zu Extrakten von Bamberg Rauch oder Vienna Red. Bekannte Sorten wie Pilsner, Münchner oder Caramalz waren zu finden, aber auch besondere Malze wie Eichenrauch-Weizen- oder Böhmisches Tennenmalz.

Kein Wunder, dass diese Auswahl kräftigen Einfluss auf den Geschmack des Deutschen Whiskys zu haben vermag. Und da dazu auch ein gutes Fass gehört, zeigte die Firma Wilhelm Eder aus Bad Dürkheim live, wie ein Whisky Fass gebaut, gehämmert und über Feuer ausgeflämmt wurde (www.wilhelm-eder.de). Da wurde das wärmende Feuer am Abend auch noch für einen abschließenden, gemeinsamen Dram genutzt. Zudem brannte die Glasbläserei Tappert aus Ilmenau vor Ort besondere Whiskygläser direkt zum Mitnehmen (www.glaswerkstatt-tappert.de).

Für den Samstagabend war zum Abschluss ein Konzert der Rock Band TM6 geboten, die vor großem Publikum in die Nacht zum 1. Mai hineinspielte. Gitarrenmusik sowie ein Aufgebot an Bars und Grillständen rundeten das Programm ab. Leider konnte ich nicht alle Stände einer Stippvisite unterziehen. Fest steht aber, dass sich das Duftprofil des Deutschen Whiskys von ganz eigener Qualität auch im internationalen Vergleich zeigt. Umso besser, dass er – im Rahmen des VDWs – nun auch eine eigene Messe bespielt. Wir sind gespannt, wann es zur nächsten, großen Zusammenkunft kommt!

Die 30 deutschen Whiskybrennereien und ihre Whiskys beim 1. Festival des Deutschen Whiskys auf Burg Scharfenstein

Weitere Informationen zu den deutschen Whiskybrennereien und ihren Whiskys bekommt Ihr in der aktuellen Ausgabe des Whisky Guide Deutschland, hier beim Whisky Guide Online oder auf der offiziellen Website des Verbands Deutscher Whiskybrenner (VDW) e.V.

www.deutsche-whiskybrenner.de

www.whiskywelt-burg-scharfenstein.de