Björn Lahmann war unser erster Blog-Schreiber Online. Ein Bar-Bau-Blog, der endete, weil der Laden stand. Nun ist es eine der ersten Whisky Bar Adressen in Deutschland. Grund genug, Björn Lahmann hier wieder öfter zu Wort kommen zu lassen.
Moin!
Ich hatte ja schon angekündigt, als nächstes von meinem Kurztrip zur Fettercairn Distillery zu berichten. Na, dann mal ran. Fettercairn, das kannte ich in der Vergangenheit nur als Fior, ein schwieriges Zeug, das in meiner Wahrnehmung mehr zum Türschloss enteisen taugte als zum Genießen. Mit der neuen Range vor zirka drei Jahren wurde aber plötzlich vieles anders. Neues Design. Coole Abfüllungen. Schöne Malts in der Flasche. Also Zeit für einen Besuch.
Die Brennerei: etwas abseits und südlich von Aberdeen gelegen, schön renoviert und in die schottischen Highlands eingebettet. Kleines Visitor Center, wo es aktuell nicht viel gibt, ab 2025 aber ist wenigstens ein „Distillery Only Cask“ available. Alle dort sind sehr freundlich. Es ist schön und aufgeräumt. Das gefällt. Sehr sogar!
Nach einem Welcome-Käffchen geht auch direkt die Tour los
Faszinierend für jeden Besucher wird die Spirit Still sein, einmalig in der Welt durch die Wasserkühlung zwischen Schwanenhals und Kupferkessel. In den 1970er Jahren eingebaut, um den schweren New Spirit im Highland Style aus den kleinen Brennblasen feiner und fruchtiger zu machen. Mehr in Richtung Glenmorangie. Ist zwar immer noch Highlands, aber anders. Es sieht toll aus, wie das Wasser an den Kesseln herunterläuft. War sicher eine clevere Idee, da man die Brennblasen nicht höher bekommt, weil das alte Dach zu flach ist. Diese Brennblasen mit dem trielenden Wasser am Kupfer entlang stellen übrigens die neuen Flaschen dar. Muss man erstmal drauf kommen! Aber dieses „Viel Liebe zum Detail“ ist mir öfter bei dem Besuch aufgefallen.
Auch der kleine Baum auf dem Label des 18-jährigen Scottish Oak – wow, was für ein tolles Projekt! Aktuell sind 13000 kleine schottische Eichen gepflanzt worden, um später einmal den Whisky im eigenen Holz reifen zu lassen. Erntezeit: etwa in 120 Jahren. Das wird leider etwas knapp für mich, selbst für meine Enkelkinder. Aber – noch so ne tolle Geschichte bei Fettercairn – zum 200.Geburtstag der Brennerei wollte man halt gleich mal die nächsten 200 Jahre planen. Not bad! Und schön, wenn sich in diesen Zeiten jemand so viel Mühe macht. Man bezieht nicht nur die Natur in seinen Whisky ein. Auch das Getreide stammt inzwischen aus einem Umkreis von maximal 50 Meilen der Destillerie. Na, geht doch!
Neues zum Jahreswechsel
Zum Jahreswechsel soll es auch noch Neues geben. Die für mich eher schwierige Warehouse No. 2 Edition wurde eingestellt, aber das, was da dann kommt, habe ich leider glatt nach den zehn Whiskys im Tasting danach vergessen. Aber, immerhin: Wir dürfen gespannt sein.
Apropos Neues: Nachdem im Sommer ja nicht so viel los war bei den Neuerscheinungen und nur Ardnanhoe richtig bei uns und den Gästen gepunktet hat, fängt der Herbst, wie ich finde, doch recht vielversprechend an.
Glenfarclas Sherry Cask 2012 für Mitte 50 Euro kommt sehr gut an bei uns und knüpft endlich wieder am alten Glenfarclas-Style an. Und auch den neuen Jura 16 konnten wir im Team bei uns schon probieren. Er hebt sich deutlich von dem ab, was in den letzten Jahren von Jura so kam. Endlich wieder etwas mehr Alkohol mit 46,5% und mit spürbarem Inselcharakter. So kann’s gerne weitergehen.
Im Oktober kommen übrigens auch die „Special Releases“ – früher immer große Festtage in der Whiskywelt, in den letzten Jahren eher große Preise für junge Malts. Aber da der Markt glücklicherweise doch nicht (mehr) alles mitmacht, haben sich die Preise das erste Mal nach Jahren angeblich wieder etwas bis deutlich entspannt. Tja, so wird es wohl junge Whiskys zu immer noch recht sportlichen Preisen geben. Doch egal! Ich freu mich drauf. Vor allem auf den ungetorften Caol Ila. Waren in der Vergangenheit immer toll!
Im nächsten Törn geht es dann sicher um die neuen House of Hazelwood und Octomores, sicher um ein schottisches Menü und überhaupt: Mal schauen, was bis dahin passiert…
Insofern: Wir hören und lesen voneinander. Hier und demnächst.
Oder am Tresen…
So long!
Euer Björn
plus Whiskyplaza-Team