Du betrachtest gerade Was waren das früher für Festtage, wenn die rauskamen!
  • Beitrags-Kategorie:Björn’s Whisky Bar-Blog
  • Lesedauer:4 Minuten zum Lesen
  • Beitrag zuletzt geändert am:23. Oktober 2025

Björn Lahmann

Eröffnete, zusammen mit Susanna Lahmann, zunächst auf Norderney die klassische Whisky Bar Whiskyplaza. 2019 geschlossen, wurde sie 2021 im Herzen von Hamburg wiedereröffnet. Sie gehört zu den besten Whisky Bars in Deutschland.

Moin, Freunde!

Nach 25 Jahren ist Schluss für die Special Releases von Diageo. Was waren das früher für Festtage, wenn die rauskamen! Convalmore, Glenury, natürlich Brora und Port Ellen. Dazu Rosebank. Und alte Talisker. Mein Gott! Die Jagd nach Flaschen, die einfach jeder haben wollte. Später waren es vielleicht noch spannende Tage mit Cragganmore, Glenkinchie oder Inchgower. Aber die letzten Jahre? Einen Clynelish 10 für 200 Euro? Roseisle 12 für 150. So zerstören schlaue Marketingleute ohne Liebe zum Whisky eine großartige Serie…

In diesem Jahr ist die älteste Abfüllung ein Dailuaine 21 für über 400 Euro. Und es gibt einen achtjährigen Single Grain von Teaninich für 100. Hahaha! Da dürfte von Diageo wieder einiges an Ware vernichtet werden im Nachgang. Aber gut, mit völlig überteuerten und langweiligen Abfüllungen wurde ja eh etwas Besonderes vernichtet in den letzten Jahren. Dann kommt es auch nicht mehr drauf an! 

Stöhnen, wohin man hört

Und wie ist die Stimmung sonst im Whiskylande? Stöhnen, wohin man hört. Die tollen Geschichten, mit denen die heftigen Preiserhöhungen der letzten Jahre gerechtfertigt wurden, sind zu Ende erzählt. Der geneigte Trinker macht seine Pullen zu Hause auf, weil er in der Hochzeit des Booms sowieso zu viel gekauft hat. Und der Sammler ist frustriert, weil die Preise im Zweitmarkt eingebrochen sind.

Alles doof, also? Nee! Bei uns in der Bar wird mehr Whisky getrunken als je zuvor. Die Tastings sind voll, die Leute haben Bock. Und wenn die Preise der Hersteller sich mal wieder entspannen, wird es bestimmt auch wieder aufwärts gehen.

Wobei, es wird vermutlich noch etwas dauern. Man hat ja noch seinen Anbruch zu Hause und wurde von der Industrie geflissentlich darauf gestoßen, dass man erstens diese Flaschen auch öffnen kann, und zweitens, dass man „responsibly“ trinken soll. Klar! Das ist, als wenn der Porschehändler gleichzeitig für Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn wirbt.

Oder der Aston Martin Händler…

Nun, die mussten eh gerade ihre Schilder austauschen. Denn das schöne Aston Wappen ist von Bowmore zu Glenfiddich gewandert, und die haben dafür einen 16-jährigen mit 43 Prozent herausgebracht. Schönes Ding. Lohnt sich! Natürlich „limited release“ – als ob das noch einer hören kann. Aber der Whisky macht Spaß. Und Glenfiddich ist beim Preis – wie auch immer noch beim 18-er Standard – sehr nett geblieben…

Auch Fettercairn hat einen 16- bzw. 17-jährigen lanciert: Fettercairn Vanguard Series, 1st Release. Hier spielen sie wieder mit ihrer schottischen Eiche. 46,3 Prozent, knapp 100 Euro. Aber dafür gibt’s eine ganze Menge Whisky. Passt schon! Der große Bruder ist 29 und kostet 3000. Tja, da sind sie dann prompt wieder falsch abgebogen…

Mit Vollgas und ohne Handbremse geht es nun in den Herbst. Das heißt Messen, Tastings, Weihnachtsfeiern. Für einige bestimmt unter dem Motto: „Retten, was zu retten geht“. Das Jahr nochmal geradebiegen und irgendwie durchkommen in komischen Zeiten. Gestern hat zum Beispiel das Kassensystem den Preis ab November von 300 auf 360 pro Monat erhöht – „um mit dem Markt mitzugehen“, wie sie dazu schreiben. Natürlich ohne Vorlaufzeit, damit man bloß nicht wegspringen kann. Irre! Das macht keinen Spaß mehr. Als wenn wir die Preise einfach so um 20 Prozent erhöhen könnten. Sie aber können es, weil wir gesetzlich dazu verpflichtet sind, damit zu arbeiten.

Fotocredit: Heinfried Tacke

Kann natürlich ein erster „Vorgriff“ auf die eventuell bald wieder reduzierte Mehrwertsteuer von 7 Prozent auf Speisen in der Gastro sein. War letztes Mal schon so, als die Importeure, Händler, Lieferanten und so weiter ihre Preise „angepasst“ haben, weil es ja wieder was zu holen gab, just nach der langen Zeit von Corona, und man sein Stück vom Kuchen abhaben wollte. Das mit Sahne und Kirsche natürlich! Die 12 Prozent weniger auf Speisen waren fast schon vorher aufgebraucht. Zurückgenommen wurde später dann aber nur der ermäßigte Steuersatz, nichts dagegen bei den Erhöhungen davor. Ach, da hilft nur ein Schnaps…

Aber responsibly, bitte!

Euer Björn

plus großartigem Whiskyplaza-Team                

Zugehörige Brennerei

Fettercairn Distillery Die Fettercairn Distillery wurde durch Alexander Ramsay gegründet und gehört heute zu den ältesten lizensierten Brennereien Schottlands. Weiterlesen

Zugehörige Bar

Whiskyplaza Wir alle kennen diese Antwort „Später.“ Man weiß: Das kann dauern. Umso schöner, wenn sich die Dinge dann doch fügen. So war es für Susanna und Björn Lahmann. 2019 schlossen sie das Whiskyplaza auf Norderney. Weiterlesen

Ähnliche Themen