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Das Verkostungsplätzchen in der alten Munitionshalle.
  • Beitrags-Kategorie:Der Whisky Guide on Tour
  • Lesedauer:7 min Lesezeit
  • Beitrag zuletzt geändert am:21. Februar 2025

Heinfried Tacke

Hier schreibt Heinfried Tacke, Begründer Whisky Guide Deutschland und Keeper of the Quaich.

Sich mit Whisky befassen darf man sich nicht als Stubenarbeit denken. Man ist dafür unterwegs. Die Passion lebt davon. Vom Austausch. Vom Entdecken. Vom  Aufschnappen. Hier wie dort. Und darin liegt auch der eigentliche Spaß – ab jetzt hier regelmäßig berichtet von Heinfried Tacke.

Tag auch, Whisky Freunde!

Also. Die Vorrede ist gemacht. Damit können wir loslegen. Wenn unser Barfreund Björn vom „Scheiß Dry January“ schreibt, trifft das auf uns sicher nicht zu. Der „Guide Januar“ hatte gut was zu bieten. Und ging gleich gut los, im wahrsten Sinne des Wortes. Am 6. Januar stand meine Stippvisite bei der Brennerei Etter in Zug in der Schweiz an. Der Hintergrund: Ich hatte ETTER zu unserer Exzellenzinitiative eingeladen. Ihr Johnett Whisky gefiel mir schon immer. Doch in Wahrheit war ich noch nie vor Ort. Das sollte sich ändern.

Der Tag hatte es in sich. Und ich war echt gespannt. Kaum war ich im Austausch mit Gabriel Galliker-Etter, dem Chef des Hauses, fielen Stichworte, die mich aufmerken ließen. Sauberes Brennen, etwa. Ist ja beim Whisky eine zweischneidige Sache. Tja, ich fasse es kurz. Ich wurde mehrfach eines Besseren belehrt. Hier weiß man ganz genau, wie man den eigenen Whisky machen will. Ein zehnjähriger Single Malt, immer gleich komponiert, als Basis. Daran wird so gar nicht gerüttelt. Und es gibt nur ein, zwei Single Cask Abfüllungen pro Jahr. Konsequent gilt: Pure Qualität vor Menge. Der Schwiegervater John Etter ist beim Whisky immer noch der Brennmeister. Doch das eigentliche Händchen, so meine Vermutung nach dem Besuch, hat Gabriel Galliker Etter. Es sind diese sehr speziellen Orte, an denen der Johnett Whisky reift. Etwa eine Höhle, die oft unter Wasser steht, die wir deswegen nicht besuchen konnten. Oder ein altes Munitionslager in einem bewaldeten Tal, von dem ich Bilder mitgebracht habe. Alle Proben dort hatten was Ureigenes, waren ab er richtig gut. Mein Fazit: Heimischer Whisky gelingt, wenn man sich intensiv damit befasst, einen klaren Plan dafür hat, was man tut, und lokale Besonderheiten möglichst klug darin einbindet…

Ich gebe übrigens an dieser Stelle gerne zu, dass mich mein Projekt mit der Exzellenzinitiative beim heimischen Whisky, genauer gesagt also in der D-A-CH Region, ziemlich beschäftigt. Wird das alles auch so aufgehen, wie ich mir das ausmale? Das Board an Experten? Der Wettbewerb mit den fünf Awards? Gleichzeitig das Netzwerk und Community, das daraus entstehen soll?  Mir geht es um die große Stärke, die wir in der tollen Whisky-Szene selbst besitzen. Die soll sich darin zeigen und artikulieren. Und? Geht es bislang auf? Wir hatten nur wenige Tage später das erste Board Treffen im Hotel Behrens in Haldensleben: Markus Heinze, Peter Greve, Björn Lahmann, Gregor Haslinger, Jens Fahr. Dazu meine Wenigkeit. Und Gastgeber Roman Behrens sprang für Thomas Plaue ein, der kurzfristig absagen musste. Es war ein intensiver Austausch, maßgeblich mit der Aufgabe, den zehn ausgesuchten Brennereien ein qualitatives Feedback zu ihrem eingereichten Querschnitt ihres Portfolios zu geben. Ahnt man, wie ungeheuer spannend das war? Worin zeigt sich wahre Exzellenz beim Whisky? Kann man das numerisch skalieren und ergo gut zurückspiegeln an die Macher der Whiskys? Am Ende haben wir sicher auch blind verkostet. Doch das ist nicht immer der Königsweg, um wahre Exzellenz zu entdecken, so einige der interessanten Erkenntnisse dieses Tages. Mehr darf ich aber an dieser Stelle nicht verraten. Am 23. April findet in Hamburg im Whiskyplaza die große Verleihung der Excellence of Whisky Awards statt. Es wird hochspannend werden! Ich freue mich sehr auf die Auflösungen, auch bei den nominierten Bars und Shops.

Das waren allein zwei Höhepunkte binnen weniger Tage im Januar. Und es sollten noch einige folgten. Am 17. Januar hatte ich eine Tasting in Zittau in der Café Bar Filmriß. Ja, das ist tiefster Osten unserer Republik. Fahr da mal selber hin! Dann weißt Du, wovon ich rede. Aber was für eine wunderbare Whiskyadresse! Und wie großartig das Publikum war! Seit dreißig Jahren „schult“ Heiko Winkler auf liebenswerte Weise seine Gäste und diese Qualität im Publikum merkst du als Referent. Ein Traum! Danke, für diese Erfahrung.

Früh morgens ging es dann gleich weiter zur Whiskymesse im Schloss Trebsen. Auch noch so ein besonderer Event! Ich erinnere mich noch gut, wie klein und bescheiden diese Messe mal vor knapp zehn Jahren begann. Und wirklich groß ist sie seither auch nicht geworden. Aber sie ist gewachsen und so längst sehr attraktiv für die von Veranstalter Jens Fahr handverlesenen Aussteller. Aber im Kern bleibt diese Messe ein familiäres Treffen, furchtbar charmant und super atmosphärisch. So liebe ich die Whiskywelt… tolle Treffen und Gespräche!

Das kann man übrigens auch von der Hanse Spirit im Hamburg sagen. Ok. Große Messehalle. Und keineswegs ein familiärer Event wie Trebsen. Gefühlt sehnt man sich immer noch nach der alten Location in der Fischauktionshalle zurück. Aber ich muss sagen: Dieses Jahr war die Stimmung echt gut. Am Samstag bin ich kaum vom Platz weggekommen. Da war immer was los. Und man hatte mit den Gästen richtig spannenden Austausch. Und noch etwas mag ich loben: Das Restaurant in der Messehalle bot endlich mal so ein Essen an, dass man nicht als Fast Food abtun konnte. Das ist eh ein großes Rätsel für mich, wie das mit Whisky gehen soll. Aber egal. Was ich noch sagen wollte, war dies: Auch der Hamburger Schlusspunkt im Whisky Januar war schön und besaß richtig Qualität. Also: Lob an Chris Rickert und Team!

More to come soon!

Euer

Whisky Guide on Tour

Zugehörige Brennerei

Etter Söhne AG Distillerie Das Familienunternehmen Etter mit Sitz in Zug wurde 1870 gegründet und wird in vierter Generation von Eveline und Gabriel Galliker-Etter geführt. Weiterlesen

Zugehörige Bar

The Malt Club – Hotel & Restaurant Behrens GbR Das schmucke Hotel Behrens entstand aus einer alten Jugendstilvilla von 1892 heraus. Und darin betreibt Roman Behrens seine Whisky Bar: ein Kleinod mit vielen Bildern und selbst gemachten Büchern, die seine Reisen dokumentieren. Weiterlesen
Cafe Bar Filmriß Eine Geschichte über diese Zittauer Adresse: Vor dem Lokal stehen Menschen und winken hinein, nur kriegen sie keine Reaktion. Der Grund ist der: Sie haben den Chef der Bar, Heiko Winkler, mit der Büste auf dem Tresen verwechselt. Weiterlesen