Eine Passion greift ihren Raum – Die ersten Jahre von Whisky Spirits (1998-2005)

Von Gregor Haslinger

Wie meine Kollegen in der Branche wissen: Whiskyfachhändler ist kein Ausbildungsberuf. Möglich ist es, Qualifikationen etwa durch eine kaufmännische Ausbildung oder durch ein Betriebswirtschafts-Studium zu erwerben. Letztlich nutzt aber alles nichts: Ohne eine gehörige Portion Leidenschaft für das Thema Whisky geht es nicht. So sind wir Whiskyhändler in der Regel allesamt Quereinsteiger, bei denen vor allem das Herzblut uns dazu gemacht hat, was wir heute sind.

Jedenfalls habe ich noch einige Zeit neben dem Laden weiter in der Bar gearbeitet und bin auch weiter meiner Multimedia- und Fotografen-Berufung nachgegangen – bis der Laden meine eigene Existenz so weit tragen konnte, dass die anderen Standbeine nicht mehr von Nöten waren – ein Prozess, der über Jahre andauerte. Und auch darüber denkt man ständig nach. So gibt es sicher finanziell mutigere Kollegen als mich, oder auch besser gestellte, die mit einem höheren Einsatz in die Geschäfte mit dem Wasser des Lebens eingestiegen sind. Doch ich blieb eher zurückhaltend und vorsichtig, was meine Investitionen anging. Daraus resultierte dann ein vergleichsweise langsames Wachstum. Aber vielleicht auch deswegen ein gesundes. Wer weiß das schon so genau?

Mediale Aufmerksamkeiten

Wie auch immer sah ich mich Ende der 1990er Jahre in einem sehr überschaubaren Umfeld an Whiskyläden in Deutschland. In Frankfurt war ich damals sogar der einzige Spezialanbieter in Sachen Whisky. Das weckte vor Ort mediales Interesse. Und so verhalfen mir Fernsehauftritte wie auch umfangreiche Berichterstattungen in der Tagespresse über meine Ambitionen zu größerer Bekanntheit. Ein sehr wichtiger Aspekt dabei war mit Sicherheit das Angebot von Whisky-Verkostungen, sogenannten Tastings. Wieder half mir Walter Schobert mit ersten Moderationen solcher Events in meinem Laden aus. Seine Bekanntheit und die leckeren Tropfen, die serviert wurden, lockten die Gäste. Ein rasch wachsender Kundenstamm interessierte sich für diese ungekannte Art humor- und geschmackvoller Unterhaltung. 

.. und der frühe Sprung ins kalte Wasser

Doch so bekannt er eben auch war, so sehr hatte Walter Schobert zahlreiche terminliche Verpflichtungen, die mich durch – typisch Schobert – kurzfristige Absagen kurzerhand ins kalte Wasser stießen. Hieß: Ich musste selbst an die „Front“. Ohne die gleiche Tiefe in der Kenntnis der Materie sah ich mich vor einer über die Absage des „Meisters“ enttäuschten Audienz, der ich nun einen überzeugendes Event aus dem Hut zaubern musste. Irgendwie hat das dann aber trotzdem funktioniert und ich lernte als Moderator aufzutreten. Doch um bei diesen Veranstaltungen nicht in Bedrängnis zu geraten, keimte schnell der Wunsch auf, so viel wie möglich innerhalb kürzester Zeit über Whisky und Single Malts zu lernen – und eben auch Brennereien selbst von innen kennenzulernen. So brach ich zusammen mit meiner Lebensgefährtin im Jahre 2000 zu meiner ersten Whiskyexpedition in die Region Speyside auf. Ungezählte Exkursionen nach Schottland und Irland sollten folgen, bis ich irgendwann tatsächlich alle aktiven Brennereien mindestens einmal besucht hatte. Diese intensiven „Dienstreisen“ zogen sich über Jahre und waren immer aufregende und beeindruckende Touren. Aber warum sollte Arbeit nicht auch Spaß machen dürfen? Oder?

Meilenstein Bruichladdich Academy 

Ein Highlight aus dieser Zeit war sicherlich der Besuch der Bruichladdich Academy 2005. Die Möglichkeit, einmal bei der Whiskyproduktion hautnah involviert zu sein und alle Prozesse mitzuerleben und Arbeitsabläufe kennenzulernen und zu verstehen – das war fraglos eine einzigartige und unvergessliche Erfahrung, komprimiert in einer Woche und noch dazu unter Leitung von Jim McEwan, einer der großen Lichtgestalten der Whiskyindustrie. Sensationell!

.. und Whisky Fair Limburg

2001 wurde in Limburg die erste Whiskyfair gestartet. Von Anfang an war Whisky Spirits mit einem Stand an dieser neuen Messe beteiligt und repräsentiert dort seither maßgeblich die Abfüllungen von Signatory Vintage. Diese Kooperation mit dem Independent Bottler hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und – auch durch Mithilfe von Kirsch Import – mehr und mehr intensiviert, was seither viele Früchte trug – etwa in Form von Exklusiv-Abfüllungen oder der Reihe „Lokal Dealer Selection“…

„Local Dealer Selection“ & mehr 

Unterdessen hatten sich aber auch noch weitere Entwicklungen in meinem Geschäft ergeben: Ein guter Kunde der ersten Stunde war Michael H., Sportstudent an der Uni in Frankfurt. Im Laufe der Zeit lernte man sich bei seinen Besuchen in meinem Laden besser kennen, und er berichtete, dass er während der Semesterferien regelmäßig nach Edinburgh reise, um dort in einem Whiskyladen zu jobben. So bot ich ihm an, als Aushilfe bei mir im Laden zu fungieren. Tja, längst hat Michael sein Studium absolviert und ist aus Begeisterung für Schottland nach Edinburgh gezogen, hat dort nicht nur eine Familie gegründet, sondern auch eine eigene Bierbrauerei: Die Top Out Brewery…

Whiskyreisen On & Off

Zusammen mit Michael wagten wir 2003 und 2004 als kleines Reiseunternehmen Gäste nach Schottland zu führen mit dem Ziel des Islay Whisky Festivals. Das war zwar immer sehr lustig und unterhaltsam, allerdings erschienen mir die Fallstricke eines Reiseunternehmers auf Dauer zu riskant. Die erforderliche Aufmerksamkeit für unsere Reise-Teilnehmer lenkten mich zudem zu sehr ab und standen meinen eigenen Nachforschungen im Wege. So stellten wir diese Reisetätigkeit mit Gästen bereits nach 2 Jahren wieder ein. Mit einigen Teilnehmern dieser Expeditionen sind wir dennoch nach wie vor gut befreundet, etwa den Peppers, sprich Chris und Marion Pepper. Inspiriert von unserer Reise und dem Lebenswasser rief der „Whiskykoch“ Chris später das „Mr. Pepper“ zusammen mit seiner Frau in Darmstadt ins Leben.

.. und der nächste Schritt greift Raum

Wenige Jahre nach Gründung von Whisky Spirits auf zunächst 70qm wurde die benachbarte Ladenfläche frei. Das bot mir die Gelegenheit, das Geschäft nicht nur räumlich zu verdoppeln, sondern auch einen exklusiven Tasting-Raum für 35 Gäste einzurichten. Und dort empfängt das Gegenteil nüchterner Seminarräume mit abgehängten Decken die Gäste: Unser Tasting-Raum bietet Whisky-musealen Charakter und wird durch eine umfangreiche Whiskybar erweitert. Längst buchen heute Destillerien, Firmen, aber auch private Gruppen unsere Räumlichkeiten für ihre Präsentationen. Und unsere eigenen öffentlichen Tastings genügen höchsten Ansprüchen an Ausstattung und Authentizität. Vielen Stammgästen dient der Raum quasi als externes Wohnzimmer… 

Kurzum: Eine längst vielfach geteilte Leidenschaft für das Thema Whisky ist hier Raum geworden. Und schreibt seine Geschichte seither weiter…

Fortsetzung folgt!

Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Erste Selbstfindung
Teil 2: Eine Passion greift ihren Raum – Die ersten Jahre von WhiskySpirits (1998-2005)

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Whisky Spirits

Adresse

Whisky Spirits
Wallstr. 23
60594 Frankfurt a.M.

Kontakt

Tel. 0 69/96 20 06 43
www.whiskyspirits.de

Öffnungszeiten

Mo: 16-19 Uhr,
Di – Fr: 16-20 Uhr,
Sa: 11-19 Uhr